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Info-Veranstaltung zum Thema Hausgärten am 22. Juli 2022

Info-Veranstaltung zum Thema Hausgärten am 22. Juli 2022

Landrat

Im Rahmen der Hessischen Biodiversitätsstrategie engagiert sich der Landkreis bereits seit 2016 mit verschiedensten Veranstaltungen und Initiativen für das Thema Biodiversität.
In diesem Zusammenhang lud der Fachdienst Naturschutz mit dem Fachdienst Partizipation, Ehrenamt und Sport des Landkreises im Rahmen des Bürgerdialogs Biodiversität am 22. Juli 2022 zu einer Informationsveranstaltung mit dem Themenschwerpunkt „Gärten der Vielfalt − Was kann ich in meinem eigenen Garten tun?“ ein.

Nach der Begrüßung von Landrat Jens Womelsdorf folgten zwei anschaulich bebilderte Vorträge. Zum einen stellte die bei der Senckenberg-Gesellschaft für Naturforschung sowie einem Planungsbüro für Natur und Umwelt angestellte Biologin und Buchautorin Dr. Indra Starke-Ottich ihre Präsentation „Naturfreundliche Gärten vor“, zum anderen referierte der ehemalige, langjährige Leiter der Staatlichen Vogelschutzwarte Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland, Ornithologe und vielfache Buchautor Dr. Klaus Richarz zum Thema „Ein Garten für Menschen und Vögel“.

Der erste Vortrag von Frau Dr. Starke-Ottich zeigte viele verschiedene Beispiele, wie der heimische Garten naturfreundlicher gestaltet werden kann und dass aufgrund der großen. Gesamtfläche an privaten Gärten in Deutschland jede*r Einzelne mit der Gestaltung der eigenen Flächen einen Beitrag für Biodiversität und Artenschutz bringen kann. Dass bei naturfreundlichen Gärten nicht jede einzelne Pflanze heimisch sein muss und auch intensiver gepflegte Bereiche einfach integriert werden können, zeigte sie an Beispielen aus englischen Gärten auf, deren Reiz häufig gerade aus dem Spannungsverhältnis von streng geordneten und üppig wachsenden Bereichen entsteht. Die Heterogenität der Bepflanzung sorgt durch die vielfältigen Strukturen zu einer Vielzahl an Lebensräumen für unterschiedliche Arten.

Als wichtiges Element zum Beitrag für eine höhere Biodiversität nannte Frau Starke-Ottich ein möglichst breites und langes Angebot an blühenden Nahrungspflanzen für Insekten im Jahresverlauf durch einen gezielten Mix unterschiedlicher Pflanzenarten und Blütentypen. Hierbei sollte zumindest ein größerer Teil der Blüten ungefüllt sein, da die üppigen Kronblätter gefüllter Blüten aus Staubblättern hervorgegangen sind und daher den Insekten keinen Blütenpollen als Nahrung zur Verfügung stellen können. Auch nicht heimische Arten wie der Sommer- oder Schmetterlingsflieder bieten, wie der Name schon sagt, heimischen Faltern eine gute Nahrungsquelle.

Ein dichteres Einpflanzen von Stauden und bodenbedeckenden Pflanzen verringert den Anteil von Rohboden und erschwert so die Keimung der Samen unerwünschter Beikräuter. Damit wird neben dem Pflegeaufwand auch der möglicher Einsatz unerwünschter Pflanzenschutzmittel verringert.

Im Gegensatz zu Schottergärten bieten Steingärten und Trockenmauern mit Ihren extremen Bedingungen ein Refugium für eine Vielzahl von angepassten Pflanzenarten und Tieren, von Insekten über Amphibien und Reptilien bis hin zu Kleinsäugern und Igeln. Auch Kräutergärten, wie sie auch schon in alten Bauerngärten üblich waren, können mit ihrer Vielzahl lange blühender Würzkräuter beispielsweise auch mit einer Steinfassung gleichzeitig Rückzugsräume und Nahrung für die teilweise sehr spezialisierte heimische Tierwelt bieten. Viele dieser Bewohner helfen mit, das biologische Gleichgewicht im Garten zu erhalten und unerwünschte Gäste wie beispielsweise Schnecken in Schach zu halten.

Auch die Fugen zwischen den Pflastersteinen oder Gehwegplatten können mit ein wenig Hilfe durch geeignete Einsaat oder Pflanzung von Kräutern einen Lebensraum bieten. Hier bieten sich verschiedene Thymian-Arten und andere niedrig wachsende Pflanzen wie der Mauerpfeffer an, da sie mit den nährstoffarmen, trockenen Verhältnissen gut zurechtkommen und durch ihr Wachstum die unerwünschten Beikräuter unterdrücken und so mühsames Kratzen ersparen helfen. Inwieweit die Pflanzen eine geringe Trittbelastung noch vertragen sollte man bei der Wahl der geeigneten Arten und den gewählten Pflanzort berücksichtigen, damit die mühsam gesetzten Pflänzchen nicht doch wieder verschwinden.

Auch Funktionsgebäude wie Geräteschuppen und Gartenhüttchen lassen sich in einen naturnahen Garten integrieren. So können die Wände als Schattenspender oder für die Rankhilfe dienen und sie bieten Raum für das Aufhängen von Vogel- oder Insektennisthilfen.

In seinem Vortrag zeigte Dr. Richarz zahlreiche schöne Beispiele für naturnahe Gärten, die mit ihren vielfältigen Strukturen einen Reichtum an Insekten, Vögeln und auch Fledermäusen beherbergen.

So sollte man bei der Anschaffung oder dem Bau von Nisthilfen auf die Ansprüche ihrer möglichen Bewohner achten. Es finden sich die unterschiedlichsten Formen an Kästen, die für Fledermäuse, Hummeln, Schmetterlinge, Kleinsäuger und natürlich Vögel Raum zur Aufzucht ihrer Jungen und als Rückzugsort und bei machen Arten auch als Schutzraum im Winter dienen. Auch für Igel können geeignete Winterquartiere bereitgestellt werden.

Gerade in Gärten, die häufiger von Katzen besucht werden, sollten prädatorensichere Vogelnisthilfen aufgehängt werden, durch deren Vorbau aus Drahtgitter das Hineingreifen auch von Waschbären und anderen Beutegreifern verhindert wird. Da beispielsweise Haussperlinge gerne in größerer Gemeinschaft brüten, können mehrere Koloniebrüter-Nistkästen oder auch ein größerer Kasten Marke Eigenbau, gleich einer ganzen munteren Truppe Nisträume bieten.

Gelegentlich finden sich auch andere Bewohner in den Nistkästen. Für die sehr friedfertigen und nützlichen, geschützten Hornissen wird ein einfacher Vogelkasten auch mal schnell zu klein. Handwerklich geschickte Holzbearbeiter können für diese auch einen doppelt so großen Kasten bauen, der im nächsten Jahr Raum für das ganze wachsende Volk bietet.

Neben richtig platzierten Insektenhotels sind auch in manchen Bereichen des Gartens stehen gelassene Stängel von abgeblühten/abgestorbenen Pflanzen sehr nützlich, da verschiedene Insektenarten in deren Hohlräumen ihre Eier ablegen, die neuen Individuen schlüpfen dann im Folgejahr.

Wenn der Garten die Möglichkeit bietet, kann ein kleiner Teich ein Zentrum für die Tierwelt im Garten bieten und kleinen und großen Beobachtern immer neue Erfahrungen bieten. Aber auch kleine Wasserstellen wie Vogeltränken und flache Schalen oder eine große Wanne mit Wasserpflanzen kann für viele Tiere gerade in heißen Sommern Tränke oder Erfrischung bieten.

Bei Fragen zum Thema können Sie sich gerne an die Untere Naturschutzbehörde des Landkreises Marburg-Biedenkopf unter BWN@marburg-biedenkopf.de wenden.

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