Gast LRA
Seit Jahren wird die Anbindung des ländlichen Raums über Nebenbahnen stiefmütterlich betrachtet. Es zählt bereits als Erfolg, wenn eine Bahnstrecke nicht zurückgebaut wird. Erst in den letzten Jahren investiert man zögerlich in die Infrastruktur.
Durch meine jahrelange Tätigkeit als Fallmanager im KJC habe ich in zahlreichen Beratungsgesprächen mit Kunden erfahren, dass die Busanbindungen ein unzureichender und z. T. unkomfortabler Ersatz für die Bahn sind. Nicht jeder Ratsuchende ist willens bzw. in der Lage ein über SGB II-Fördermittel angeschafften Pkw bzw. den Erwerb des Pkw-Führerscheins anzunehmen.
Kleine positive Signale auf Nebenbahnen sind in den letzten Jahren erkennbar gewesen:
Die 1987 stillgelegte Bahnstrecke Sarnau-Korbach (Untere Edertalbahn) wurde 2015 wieder in Betrieb genommen.
Die Lahntalbahn (Sarnau-Biedenkopf) wurde durch zahlreiche Verbesserungen aufgewertet.
Man beachte: Der Landkreis MR-BID wies noch im Jahr 1970 folgende Nebenbahnstrecken auf, welche bedient wurden durch die DB:
Ohmtalbahn
Wohratalbahn / Kellerwaldbahn
Marburger Kreisbahn
Aar-Salzbödebahn
Untere Edertalbahn
Scheldetalbahn
in anderen Bundesländern erfolgt nach Stilllegung zumindest kein Rückbau mit Entwidmung. Bei uns wurden Tatsachen geschaffen.
Begrüßenswert fände ich eine Erhebung hins. der Rentabilität der Bahnstrecken. Speziell der Bahnstrecke Aar-Salzbödebahn wurde Rentabilität bescheinigt, dennoch folgte der Abriss.
Die Ohmtalbahn ist weitestgehend vorhanden, hier sollte man ansetzen.
Bei nur noch teilweise erhaltenen Bahnstrecken bzw. Trassen sollte man mittel- bis langfristig die Nahverkehrsplanung darauf abstellen, die vorschnell zurück gebauten Strecken wieder herzustellen. Insbesondere das Lahn-Dill-Bergland, welches touristisch beworben wird, wurde in diesem Jahrtausend von der Bahnanbindung abgeschnitten, was für mich absolut nicht nachvollziehbar ist.
Im Gegensatz zu den 70er Jahren haben wir heute kein Bahnmonopol mehr, Wettbewerb ist zulässig und ist erfolgreich, wie das Beispiel der Butzbach-Licher-Eisenbahn oder der HLB zeigt.
Ich plädiere nicht für verklärte Nebenbahnromantik, aber halte den Schienenanschluss im ländlichen Raum für unverzichtbar. MORA C war vor gut 25 Jahren ein falsches Signal, vermutlich wird der Gütertransport auf der Schiene in absehbarer Zeit wieder in die Diskussion kommen, vgl. Kyrill - Verladungsstelle Wiesenbach. Was hätte man gemacht, wenn eine Verladung in Lixfeld notwendig gewesen wäre? Hunderte von Fahrten mit dem Langholztransporter bis zum nächsten Gleisanschluss?
Vielleicht kann ich einen Denkanstoß mit meinem Beitrag zum Schienenverkehr geben.
Kommentare
am 14. Nov. 2016
um 15:29 Uhr
Vielen Dank für Ihren Hinweis
Vielen Dank für Ihren Hinweis. Uns ist die negative verkehrspolitische Entwicklung der letzten 40 Jahre auf der Schiene sehr wohl bewusst. Für die Aufstellung des lokalen Nahverkehrsplans gehen wir für die nächsten Jahre vom gegenwärtigen "Ist-Verkehr" aus. Der Schienenverkehr wurde im Rahmen der Aufstellung des regionalen Nahverkehrsplans für die Jahre 2010 bis 2019 vom Rhein-Main-Verkehrsverbund behandelt.
Ihre RNV-Moderation