Landrätin Kirsten Fründt übergibt Radverkehrskonzept für Stadtallendorf an Bürgermeister Christian Somogyi

Auf 142 Seiten findet sich ein detailliertes Handlungskonzept zur Verbesserung der Radverkehrssituation in Stadtallendorf. Damit soll nicht zuletzt die Motivation zur Alltagsnutzung eines Fahrrades geweckt werden. Schon jetzt (auch) mit dem Rad unterwegs ist Mustafa Türkdönmez (3.v.r.) von der Ordnungspolizei Stadtallendorfs. Das Radverkehrskonzept für den Innenstadtbereich übergaben (v.r.:) Andrea Fromberg vom Kölner Planungsbüro VIA , Landrätin Kirsten Fründt und der Radverkehrsplaner des Landkreises Thom

Am 2. März 2021 hat Landrätin Kirsten Fründt das Radverkehrskonzept für den Kernstadtbereich der Stadt an Bürgermeister Christian Somogyi übergeben. Es ist 142 Seiten stark. Erstellt wurde es in Zusammenarbeit zwischen den Bürgerinnen und Bürgern Stadtallendorfs, dem Landkreis Marburg-Biedenkopf, dem Kölner Planungsbüro VIA sowie der Stadtverwaltung.

Konzept umfasst 234 Einzelmaßnahmen

Es ist ein detailliertes Handlungskonzept mit Empfehlungen (insgesamt 234 Einzelmaßnahmen) zur Verbesserung der Radverkehrssituation im Stadtkern. Die Vorschläge der Gutachter reichen dabei von kurzfristigen Maßnahmen, wie etwa der Freigabe von Einbahnstraßen für Radfahrer, über mittelfristig zu organisierende Umbauarbeiten bis hin zu langfristig zu planenden Neubauten von Radwegen oder Abstellanlagen. Zudem berücksichtigt werden Fragen der E-Bike-Mobilität.

Grundlage für die Planungen war unter anderem eine detaillierte Erfassung des aktuellen Zustandes der Radwege-Situation, die Analyse von Unfällen mit Radverkehrsbeteiligung der letzten fünf Jahre. Zudem hatten Mitarbeiter knapp 100 Kilometer der Wege vor Ort mit dem Rad befahren, dokumentiert und bewertet.

Gemeinsam Verbesserungen erarbeiten

„Uns ging und geht es darum, gemeinsam mit der Stadtverwaltung, den Bürgerinnen und Bürgern und dem Planungsbüro die Radverkehrsinfrastruktur in der Innenstadt zu verbessern“, sagte Landrätin Kirsten Fründt. So seien bei der Erarbeitung des Konzepts insbesondere die Ideen der Bürgerinnen und Bürger Stadtallendorfs eingeflossen, die während der dreiwöchigen digitalen Bürgerbeteiligung und der Bürgerkonferenz gesammelt wurden. Mit dem von uns beauftragten, jetzt vorliegenden Konzept haben wir die ersten Hausaufgaben gemacht und können die Sache strategisch angehen“, freut sich Landrätin Fründt.

Konzept ist eine Arbeitsgrundlage für die kommenden Jahre

„Mit diesem umfangreichen Maßnahmenkatalog haben wir eine sehr konkrete Arbeitsgrundlage für die kommenden Jahre. Die Abfolge wird sich vor allem danach richten, welche Relevanz eine Maßnahme für den Schulweg und die Verkehrssicherheit hat, welche der Maßnahmen eine hohe Priorität bei den Bürgerinnen und Bürgern hat und wie sich das Ganze in das Gesamtnetz einfügt“, erläuterte Bürgermeister Christian Somogyi.

Vorschlag der Planungsbüros: "Grünes Netz"

Außerdem finden sich Vorschläge zur Verbesserung der Streckenführung. Für die Hauptstraßen der Innenstadt, beispielsweise der Hauptstraße, Bahnhofstraße und Niederkleiner Straße, gäbe es wegen des starken Autoverkehrs und begrenzten Flächen kaum Handlungsspielräume. Als Alternative schlagen die Gutachter ein durchgängiges Netz abseits der Hauptverkehrsstraßen vor. „Dieses ‚Grüne Netz‘ soll vor allem für Kinder, Seniorinnen und Seniorinnen oder auch Fahranfängerinnen und Fahranfänger komfortabel und sicher genutzt werden können“, sagt der Radverkehrsplaner des Büros der Landrätin, Thomas Meyer.

Maßnahmenumsetzung: Auch Bundes und Landesstraßen einbezogen

Für die Umsetzung aller Maßnahmen des Konzepts wurde ein Investitionsvolumen von rund 14 Millionen Euro ermittelt. „Das kann zunächst nur eine grobe Schätzung sein und betrifft auch nicht die Stadt allein“, erläutert Landrätin Fründt. Neben den Straßen in der Zuständigkeit der Stadt Stadtallendorf seien auch der Landkreis mit seinen Kreisstraßen und Hessen Mobil mit Bundes- und Landesstraßen in den Planungen einbezogen.

Fördertöpfe für den Radverkehr

Zudem gäbe es mittlerweile viele verschiedene Fördertöpfe des Landes und des Bundes mit Förderquoten von bis zu 80 Prozent, die Mittel zur Förderung des Radverkehrs zu Verfügung stellen könnten. „Außerdem wird der Landkreis den kommunalen Anteil an den Planungskosten übernehmen“, betont Landrätin Fründt das Angebot des Kreises und freut sich über „ein weiteres schönes Beispiel guter Zusammenarbeit zwischen dem Landkreis und den Kommunen. Zumal wir mit dem jetzt vorliegenden Konzept zugleich eine weitere konkrete Maßnahme unseres Radverkehrsentwicklungsplans abschließen“.

Hintergrund:

Der Landkreis Marburg-Biedenkopf hat gemeinsam mit seinen Kommunen einen Radverkehrsentwicklungsplan abgestimmt, der 1.100 Kilometer Netzverbindungen und 181 Infrastrukturmaßnahmen umfasst. Zu diesen Maßnahmen zählt auch die Entwicklung innerstädtischer Radverkehrskonzepte für die Mittelstädte des Landkreises. Das erste Radverkehrskonzept für die Stadt Stadtallendorf liegt nun im Entwurf vor.

Auf Grundlage des Radverkehrsentwicklungsplans wurden auch die kreiseigenen Maßnahmen zur Stärkung des Radverkehrs im Rahmen des vom Kreistag angenommenen Investitionsprogramms bestimmt. Das Programm sieht für die Jahre 2021 bis 2026 insgesamt sechs Millionen Euro für den Radverkehr vor. Das ist etwa ein Drittel der Gesamtsumme für die Verkehrsinfrastruktur. Allein in den Jahren 2022 und 2023 sollen 21 Maßnahmen umgesetzt werden. Dazu gehören Verbindungen zwischen Radwegen, der Ausbau von landwirtschaftlichen Wegen, straßenbegleitenden Radwege, Radwegweisungen und der Bau von Fahrradabstellanlagen an 17 Bahnhöfen im Landkreis

Auch im Klimaschutzaktionsplan des Landkreises ist die Steigerung des Radverkehrsanteils am gesamten Mobilitätsaufkommen im Landkreis vorgesehen. Bis zum Jahr 2030 soll sich der aktuelle Anteil auf mehr als acht Prozent verdoppeln. Als Beitrag zum Klimaschutz, für die Gesundheit der Bürgerinnen und Bürger und für eine höhere Lebensqualität. Alltagswege sollen vermehrt mit dem Fahrrad zurückgelegt werden, wobei vor allem kurze und mittlere Wege auf das Rad verlagert werden sollen.

Foto Credit: Landkreis Marburg-Biedenkopf
(PM 107/2021 Landkreis Marburg-Biedenkopf)