Juni 2018 - Erstes Dialogforum Nachhaltigkeit – Dokumentation und Bericht jetzt online!

Foto: Teilnehmende am Thementisch "Regionale Wirtschaft für die Zukunft stärken"

Als einer der ersten Kreise in Deutschland entwickelt der Landkreis Marburg-Biedenkopf derzeit ein Nachhaltigkeitskonzept. Vertreter*innen der Kreisverwaltung haben am 19. Juni die Vorgehensweise und Inhalte erörtert und gemeinsam mit Bürgerinnen und Bürgern und Vertretern der Kreispolitik diskutiert.

 

Was bedeutet Nachhaltigkeit?
Die Bedürfnisse der Gegenwart zu befriedigen, ohne zu riskieren, dass künftige Generationen ihre eigenen Bedürfnisse nicht mehr befriedigen können – diese Definition der Vereinten Nationen der Nachhaltigkeit ist die Grundlage des Konzepts für den Landkreis. Darauf aufbauend werden konkrete Antworten für den Landkreis Marburg-Biedenkopf gefunden. Das heißt zum Beispiel den Einkauf von Büromaterial an Nachhaltigkeitskriterien ausrichten und ausschließlich recyceltes Druckpapier verwenden.


Die Themenfelder des Konzeptentwurfes
Der bisherige Konzeptentwurf gliedert sich in die fünf Bereiche:

  • „Glück, Gesundheit und Zusammenhalt fördern“,

  • „Regionale Wirtschaft für die Zukunft stärken“,

  • „Natürliche Lebensgrundlagen erhalten“,

  • „Agile und verlässliche Kreisverwaltung“ sowie

  • „Politik gemeinsam gestalten“,

erläuterte Heike Wagner, Leiterin des Fachbereichs Ländlicher Raum und Verbraucherschutz. Anhand dieser Themenfelder wird ein sozialer, gesunder und sicherer Landkreis entwickelt, in dem alle Menschen aktiv am politischen, sozialen und kulturellen Leben teilnehmen können.


Diskussion an Thementischen
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sprachen anschließend in mehreren Arbeitsgruppen über die Inhalte und brachten selbst Themen, Herausforderungen und Lösungswege ein:

  • Im Bereich Klimaschutz und Energie sprachen sich die Teilnehmenden beispielsweise dafür aus Plastik-Verpackungen zu vermeiden, Photovoltaik-Anlagen auf öffentlichen Dachflächen zu errichten oder günstigere Jahreskarten für den Öffentlichen Personen Nahverkehr einzuführen.
  • In einem weiteren Wirkungsfeld wurde die Zukunft der regionalen Wirtschaft thematisiert: Förderung von regionalen Direktvermarktern und Produkten aus dem Landkreis, so ein Teilnehmer, könne die Wertschöpfung in der Region halten. Das beinhalte, dass die Herstellung, über den Vertrieb bis zum Verkauf des Produkts in der Region erreicht werden solle. . Der Landkreis unterstützt in diesen Zusammenhang bereits die RegioApp, mit der Verbraucher sich über Direktvermarkter aus der Region informieren können. Bisher nehmen 30 Unternehmen daran teil.

Priorisierung
Zum Abschluss bewerteten die Anwesenden, welches aus ihrer Sicht die relevantesten Themen für eine nachhaltige Entwicklung des Landkreises sind. Das Ergebnis: die fünf Wirkungsfelder sind eine gute Grundlage für die weiteren Schritte. Besonders starkes Interesse an Umweltthemen, an ländlicher Entwicklung, an der Berücksichtigung von Sozial- und Umweltkriterien in Beschaffung und Vergabe der Kreisverwaltung sowie an Engagement und Beteiligung der Menschen im Landkreis.


„Gemeinwohlorientiertes Wirtschaften“
Die Workshop-Teilnehmenden ergänzten darüber hinaus das gemeinwohlorientierte Wirtschaften als weiteres wichtiges Thema. Gemeinwohl-Wirtschaft oder -Ökonomie sind Wirtschaftsmodelle, die eine Orientierung der Wirtschaft am Gemeinwohl und Gemeinwesen in den Vordergrund stellen. Anhand von Kriterien wie Menschenwürde, Solidarität und Gerechtigkeit, ökologische Nachhaltigkeit, Transparenz und Mitentscheidung können Unternehmen eine sogenannte Gemeinwohl-Bilanz erstellen. Auch Zertifizierungen oder Nachhaltigkeitsberichte können Unternehmen, Banken, Vereine und andere Institutionen nutzen, um ihre Gemeinwohlorientierung zu dokumentieren.


HINTERGRUND des Prozesses
Der Kreistag hatte den Kreisausschuss mit der Erstellung eines Nachhaltigkeitskonzepts beauftragt. Ziel ist ein integriertes und modellhaftes Konzept einer nachhaltigen, sozialverträglichen und gemeinwohlorientierten Entwicklung des Landkreises. Besondere Berücksichtigung finden sollen dabei das Beschaffungs- und Vergabewesen der Kreisverwaltung und die regionale Wertschöpfung. Grundlage dieses Konzepts soll eine Bestandsaufnahme all der Aktivitäten sein, die seitens der Kreisverwaltung in den oben genannten Bereichen bereits stattfinden.
Die Dialogveranstaltung folgte als weiterer Schritt in einem mehrstufigen Beteiligungsverfahren, nach dem zu Beginn des Jahres bereits Gremien des Landkreises zur Gewichtung der wesentlichen Themen befragt wurden. Die Menschen im Landkreis konnten sich an einer Online-Befragung und einer Umfrage auf der Oberhessenschau beteiligen. Das Konzept basiert auf den Sustainable Development Goals, also den 17 Zielen für Nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen.
Im Nachgang der Veranstaltung werden nun die Ergebnisse der Diskussionen ausgewertet und an den bestehenden Entwurf des Nachhaltigkeitskonzepts angefügt.
Die konkreten Vorschläge der Bürgerinnen und Bürger sollen so bei einer bedarfsgerechten Planung der Maßnahmen integriert werden.
Das vollständige Konzept soll dann im zweiten Dialogforum Nachhaltigkeit am 6. September 2018 mit den Bürgerinnen und Bürgern diskutiert werden.